JEDER KANN ES SCHAFFEN!    //   Bild 1   2   3   4   5

22.09. - 12.10.2013
Monbijoupark, Berlin-Mitte

JEDER KANN ES SCHAFFEN!, 2013, Audio-Installation, Monbijoupark, Berlin

Ein Projekt in Kooperation mit Daniel H. Wild, Jens Meinrenken, Yorick Alexander Abel, Boris Abel und Fabian Joest Passamonte. Gefördert durch den Fachbereich Kunst und Kultur, Bezirksamt Mitte von Berlin, Bezirkskulturfonds.


Die Audio-Installation JEDER KANN ES SCHAFFEN! der Künstlergruppe BEWEGUNG NURR besteht aus einem Hochsitz mit geschlossener Kanzel, dem ein Siegerpodest gegenüber steht. An der Kanzel sind zwei, auf das Siegerpodest weisende, Megaphone befestigt aus welchen in unregelmääigen Abständen, gut hörbar zwei Worte tönen: "Wahrscheinlich" und "Vielleicht".
Der Besucher ist eingeladen, sich auf das Siegerpodest zu stellen und sich der Beschallung mit diesen beiden Worten auszusetzen. Thema ist die Belastbarkeit der individuellen Lebensperspektive mit ihren eigenen Zielvorstellungen und die Angst, dass sie ins wanken geraten könnten.
Als mir die Künstler der BEWEGUNG NURR von ihrem Werk JEDER KANN ES SCHAFFEN berichteten, inspirierte mich dies über den ständig steigenden Druck unserer Leistungsgesellschaft auf den Einzelnen nachzudenken, ein Thema mit einer aktuell starken medialen Präsenz. Immer häufiger wird in Deutschland das sogenannte Burn-Out, ein Zustand emotionaler Erschöpfung und reduzierter Leistungsfähigkeit diagnostiziert. In dem Siegerpodest als Teil der Installation JEDER KANN ES SCHAFFEN kann auch ein Anforderungsprofil unserer heutigen Gesellschaft wiedererkannt werden: man muss fit sein, Hyperaktivität ist gefragt, denn sonst besteht keinerlei Chance den "Sprung auf das Karrieretreppchen" zu schaffen und eben dieser Hyperaktivität ist die Erschöpfung bereits eingeschrieben.
Unlängst hat das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL in einen dem Phänomen Burn-Out gewidmeten Artikel symptomatisch getitelt: "Wie Erschöpfung die Volkswirtschaft schwächt." Die Kosten, die das erschöpfte Individuum verursacht sind das Thema, und eben nicht die Frage wie viel die heutige Arbeitswelt, welche zwar permanent das Individuum betont, eigentlich von ihm übrig lässt.
Die Installation der BEWEGUNG NURR versinnbildlich, dass die Trenderkrankung Burn-Out nicht nur eine Krise des arbeitenden Individuums ist, sondern zuerst als Symptom unseres Systems zu kritisieren ist.

Jens Meinrenken

Kunst ist dadurch politisch, dass sie einen bestimmten Raum und eine bestimmte Zeit aufteilt, […]eine Veränderung der Beziehung zwischen den Formen des Sinnlichen und den Regimen der Bedeutungszuweisung ermöglicht.

Jacques Rancière: Die Aufteilung des Sinnlichen. Die Politik der Kunst und ihre Paradoxien. Berlin: b_books 2008. S. 77.

"tertium non datur", Kranzniederlegung im Rahmen der Einweihung der Audio-Installation JEDER KANN ES SCHAFFEN!, 2013, Monbijoupark, Berlin

JEDER KANN ES SCHAFFEN!, 2013

Einweihungsrede Boris Abel, JEDER KANN ES SCHAFFEN!, 21.09.2013, Monbijoupark, Berlin

Yorick-Alexander Abel (Violoncello), Einweihung JEDER KANN ES SCHAFFEN!, 21.09.2013, Monbijoupark, Berlin